Jan Schawe & Roland Panitsa 

interview // by cris, photo // claudia hettwer // Mutterland — eine Hommage an die „gute Mutter“ oder liebenswertes Schlaraffenland mit Nachhaltigkeit. Es scheint als habe sich hier auf schöne Art und Weise der Norden mit dem Süden verbündet, um Regionales in die Welt zu tragen — tendaysaweek.

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1. „ We love what we do“ ist die Überschrift unseres Blogs. Damit sprechen wir Menschen an, bei denen wir das von außen betrachtet so sehen. Erzählt uns, was den Reiz und die Liebe ausmacht hier morgens durch die Tür zu kommen?

jan // Für mich ist das Wichtigste A: Ein tolles Team und Kollegen um mich herum zu haben. Wenn zum Beispiel Roland im Büro sitzt und morgens schon seine Späße macht, auch wenn mal nicht alles rund läuft, muss ich einfach immer schmunzeln. Wir verbringen hier im Büro nun mal die meiste Zeit zusammen und es ist toll, dass wir mit Spaß an einem Strang ziehen. Und B: Dass wir etwas machen, hinter dem ich 100%ig stehe.

roland // Die Motivation, die ich mir hole, ist ja schon die Entscheidung gewesen, bei „Mutterland“ mitzumachen und einzusteigen. Wenn ich nicht hinter dem Konzept oder der Philosophie stehen und das auch nicht ein bisschen selber leben würde, hätte ich auch keinen Spaß daran, das immer wieder von Neuem zu machen, auch wenn es manchmal anstrengend ist.

jan // Mal hat man mehr, mal hat man weniger Lust, na klar.

 

2. „Mutterland“ — Schlaraffenland mit Hausmannskost. Was für eine Idee steckt hinter dem Namen??

jan // Das ist eine Hommage an die „gute Mutter“, die Heimat in der wir leben und die Wertschätzung von Handwerk und guten Rohstoffen. Als wir vor zehn Jahren damit gestartet sind, war dies das Konzept, das wir mit diesem Namen verdeutlichen wollten.

Ist das auch immer noch so: Der rote Faden bleibt?

jan // Der rote Faden bleibt, auch wenn man manchmal in Versuchung kommt, weil sich eine tolle Manufaktur aus dem Nachbarland vorstellt. Wir bleiben aber stringent bei den heimatlichen inhabergeführten Manufakturen. Da gibt es halt keine Groß-Brauerei, keinen Konzern. Wir achten sehr darauf, fragen nach, was die Idee hinter dem Produkt ist. Welche Rohstoffe werden verwendet? Es wird quasi auf Mark und Bein geprüft. Das ist ja für beide Seiten wichtig. Auch für die Manufaktur, dass sie einen guten Händler haben und ihr Produkt gut, mit wertschätzender Beratung verkauft wird. Wenn man eine Schokolade für 6 Euro kauft, will man ja schließlich wissen, was für Rohstoffe verwendet worden sind, warum diese Schokolade diesen Preis hat. Für uns ist es wichtig, dass wir ein qualitativ gutes Produkt haben das  auch schmeckt.

roland // Es gibt einen sogenannten Produktcheck, bei dem wir uns mit einer kleinen Gruppe zusammensetzen. Erstmal schauen wir uns das Ganze natürlich von außen an, aber dann wird getestet und entschieden. Wobei die Verpackung immer nur das schöne Plus und für den „Geschmackstest“ unerheblich ist.

jan // Das Gute ist, dass viele Manufakturen diesbezüglich das Bewusstsein verändert haben. Es gibt viele Quereinsteiger, die das mit Herzblut machen und mehr Wert auf das „packaging“ legen. Da möchte man dann, dass die Wertschätzung für das eigene Produkt und die Qualität schon von außen sichtbar wird. Wobei es tatsächlich hier auch Produkte gibt, bei denen das Design total egal ist, weil der Inhalt einfach sensationell ist.

 

3. jan // Vom Türsteher zum Barbetreiber, Gründer eines eigenen Food-Labels „Lapp & Fao“, dann zwei Gastro-Betriebe die Bar Hamburg und am Anleger, das „Amora“, jetzt Mutterland und eine Design Agentur „WE LOVE DESIGN“. Muss es immer etwas neues geben oder ist „Mutterland“ jetzt dein Zuhause?

Jan // Ich habe mich früher immer treiben lassen und nur das gemacht, worauf ich Lust hatte. Ich wollte ständig neue Herausforderungen haben und habe das meiste autodidaktisch gemacht.  Irgendwann ist man aber dann doch in dem Alter, wo man sich fokussieren sollte.

Ich habe als Schifffahrtskaufmann angefangen, dann habe ich studiert und meinen Kommunikationswirt gemacht, ein Fotografie-Studium angefangen, das meiste hast du aufgezählt, also ganz viele Sachen gemacht und ausprobiert. Mutterland war für mich eine echte Entscheidung. Ich wollte etwas tun, hinter dem ich wirklich zu 100% stehe und das Potenzial sehe, etwas weiterzuentwickeln. Mutterland war eine tolle Chance und Möglichkeit, das lebbar zu machen.

Wie bist du darauf gekommen?

jan // Ich wollte eine Marke entwickeln, die meinen eigenen Lebensstil widerspiegelt. Etwas „life-stylisches“,  das Spaß macht und in zweiter Ebene eine soziale Verantwortung hat. Wenn es stylisch ist, spielt die Ethik meist keine Rolle, weil man weiß, es wird in Asien produziert und die Löhne und die Bedingungen sind nicht fair. Dem Fairen fehlt meist der ganze Rest. Vor zehn Jahren hat man sich darüber noch wenig Gedanken gemacht. Ich wollte etwas machen, das schon beim Einkauf Spaß macht, fair hergestellt wird, hochwertige Rohstoffe enthält und auch einen fairen Umgang mit Lieferanten einschließt.

Das schlummert hier aber einfach unter der Decke und gilt jetzt nicht als Kaufgrund. Das soll kein Kaufen gegen ein schlechtes Gewissen sein. Das ist einfach die Haltung dahinter. Die muss nicht laut sein. Mittlerweile beliefern uns 150 Manufakturen. Das ist komplett gegen den Trend, bei dem man überhaupt keine „Verbraucher- Souveränität“ mehr hat, sich Konzerne zusammenschließen und man gar nicht mehr weiß, wen man da mit seinem Konsum unterstützt.

 

4.„Viele Köche verderben den Brei“ bewahrheitet sich oft. Wie kam es zu dem Gedanken der Partnerschaft?

roland // Ehrlich gesagt ist der Gedanke der Partnerschaft aus verschiedenen Gesprächen entstanden. Das war nicht unbedingt geplant. Ich wollte ursprünglich mit Jan ein gemeinsames Projekt machen, weil wir durch unsere Berufe Synergien hatten. Ich habe dann erstmal nur mitgearbeitet, mir alle Filialen angesehen, die Strukturen und Abläufe kennengelernt und schlussendlich wurde der ursprüngliche Gedanke, nur ein Projekt zusammen zu machen, zur Seite gelegt und ich bin Partner geworden.

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5. roland // Du musstest aber dafür ein anderes „Herzensprojekt“ verabschieden, du hattest ja ein kleines Deli, „Kleine Träume“.

roland // Ja, sicher, aber das habe ich gerne gemacht. Ich war mit meinem Projekt dort angelangt, wo ich auch hinkommen wollte. Es hört sich jetzt sehr plakativ an, aber ich war erfolgreich und für mich war das Maximum erreicht. Ich habe quasi diesen Schwung zu „Mutterland“ mitgenommen. Mit dieser guten Erfahrung kann ich mich hier einbringen und weiterwachsen.

jan // Ich bin sehr glücklich darüber, dass Roland mein Geschäftspartner geworden ist. Wir kannten uns zu Anfang kaum, waren keine Freunde. Deswegen bedurfte es auch einer Schnupperphase, um zu sehen  ob es wirklich passt. Wir sind zwei sehr, sehr unterschiedliche Menschen. So ein wenig wie Yin & Yang. Es gibt eine sehr hohe Wertschätzung für die Meinung des anderen. Wir ergänzen uns einfach ideal, weil wir komplett andere Herangehensweisen haben. Ich habe Mutterland fast acht Jahre alleine betrieben und war eigentlich immer auf der Suche nach einem Geschäftspartner, der mich unterstützt. Das ist sicher nicht immer einfach, da hat sich einiges an „Altlast“ angesammelt oder ist liegengeblieben. Vier Augen sehen einfach mehr als zwei. Für mich ist diese Partnerschaft eine starke Lebensqualitätsbereicherung. Ich bin glücklich, dass er da ist.

Was sind denn eure unterschiedlichen Herangehensweisen? 

jan // Roland ist der Macher. Wenn es etwas zu tun gibt, ist es bei ihm nach 10 Minuten erledigt. Nicht schnacken, machen. Ich bin der, der gerne ein paar Schritte weiter- und an das Organisatorische drum herum denkt. Wir haben auch unterschiedliche Arbeitsfelder. Roland macht das Tagesgeschäft und ist in den Filialen vor Ort.

Da wird dann mal eben die Bohrmaschine gezückt, weil ein Regal weg muss. Ich mach den Einkauf, die Markenentwicklung und das Konzeptionelle. Deshalb passt das ideal zusammen. 😉

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6. roland // „Mutterland“  gab es schon einige Jahre bevor du mit eingestiegen bist. Man heiratet quasi eine Familie und es  ist nicht leicht, sich in ein gewachsenes Nest zu integrieren. War das schwierig? 

roland // Nicht für mich. Schwierig war nur, an alle Informationen ranzukommen, da hat sich in fast acht Jahren schließlich einiges angesammelt. Was ich in meinem Leben gelernt habe, ist Anpassungsfähigkeit. Und das ist etwas, das mich immer Ruhe bewahren lässt. Ich verbiege mich nicht und weiß je nach Situation, wann man etwas zu sagen hat oder nicht. Ich kann mich auch gut zurücknehmen wenn ich weiß, dass es in diesem Moment nichts bringen würde.

Die erste Zeit musste ich natürlich erstmal verstehen, welche Philosophie hinter dem Konzept steht, die Abläufe verstehen und vielleicht auch optimieren. Das eine ist, den Status Quo zu halten und das andere die Frage, wie wir uns weiterentwickeln. Beim Personal musste ich natürlich auch erstmal meine Position finden. Jeder Neue, der in ein Unternehmen kommt, wird erstmal „beäugt“.  Aber das war hier nicht wirklich ein Thema.

jan // Du bist eben kein „Rechenschiebertyp“, und alle haben schnell begriffen, dass du mit anpackst und einfach einer vom Team bist.

 

7. „Mutterland“, eine Mutter sein heißt ein Leben lang Verantwortung. Ihr habt mittlerweile 60 „Kinder“/Angestellte und 150 meist kleine deutsche Manufakturen, die euch beliefern. Ist das nicht ein ganz schöner Druck, alle „satt“ zu bekommen?

jan // Ja, das ist ein Druck. Am Anfang habe ich mit fünf Leuten angefangen, da war ich überwiegend für mich verantwortlich. Klar, mein ganzes privates Geld ist hier rein gefloßen, es gibt keinen großen Geldgeber. Jetzt sind Roland und ich für 60 Menschen und die Manufakturen verantwortlich. Das ist natürlich ein ganz anderer Schnack.

Wir arbeiten fast nur mit Vollzeitkräften. Das heißt sie verdienen hier ihre Miete oder ernähren Kinder von ihrem Einkommen. Da haben Entscheidungen eine größere Tragweite. Da geht man den einen oder anderen Abend schon mal mit einem größeren Druck ins Bett. Das wird auch nicht weniger, sondern eigentlich immer mehr. Wir sehen die Menschen hinter unseren Mitarbeitern, auch wenn wir es nicht thematisieren oder jeder Mitarbeiter jede unserer Entscheidungen versteht.

roland // Wachstum bedeutet eben auch Invest — auch in Verantwortung.

 

8. jan // Du bist schon mal über deine Grenzen hinausgegangen, und hattest ein Burn-out. Auch heute arbeitest du noch viel. Wie passt du heute auf dich auf?

jan // Das war das Beste, was mir vor 9 Jahren passieren konnte, denn es war zum Glück kein Herzinfarkt oder eine andere schlimme Erkrankung. Klar ist ein Burn-out nicht schön, aber er hat bei mir keine Nachwirkungen hinterlassen. Ich habe dadurch meinen Körper ganz anders kennengelernt und gesehen, dass es Grenzen gibt. Ich höre die Signale, wenn ich überarbeitet bin, heute früher. Man ändert sich natürlich nicht komplett, nur, weil man ein Burn-out hatte. Wenn man ein Arbeitsmensch ist, dann wird man das eigentlich ein Leben lang bleiben.

Wie ist also deine Strategie damit? 

jan // Ich habe gelernt, dass man sich nicht nur auf eine Sache fokussieren sollte. Man braucht gute Beziehungen zu Menschen, die einem lieb sind, Familie, ein Hobby und eben einen Job. Man sollte versuchen, sein Leben auf mehrere Säulen zu stellen. Wenn eine Säule mal nicht funktioniert oder den Bach runtergeht, bricht dann nicht das ganze Leben zusammen. Kümmert man sich zu 90% nur um Arbeit und es gibt Probleme, dann geht es einem im Ganzen schlecht. Das ist wichtig und ich habe es vor meinem Burn-out nicht richtig umgesetzt.

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9. Wie machst du das Robert — wie passt du auf dich auf? 

roland // Ich habe den Anker Familie, der mich erdet und runterbringt. Es ist so ähnlich bei mir wie bei Jan, auch ohne Burn-out. Wenn man gewohnt  ist, viel zu arbeiten, überschätzt man sich manchmal. Wenn ich die Grenze selbst nicht sehe holt mich die Familie von diesem Trip wieder runter. Ich habe mir angewöhnt, Freiräume zu nehmen und die auch einzufordern, unabhängig von Beruf, Familie oder Freundschaften. Ich brauche einmal in der Woche 3 Stunden für mich. Dann gehe ich in meine Werkstatt und bastele an meinem Motorrad rum. Ich versuche durch diese Handarbeit, diesen Akt, etwas selbst herzustellen, einen „Reset“.

Ich habe einen handwerklichen Beruf erlernt und das hilft mir häufig, auch bei „Mutterland“. Mal die Bohrmaschine in die Hand nehmen, um ein Loch in die Wand zu bohren, praktisch sein: Das hat mir das ganze Leben bisher geholfen.

jan // Jeden Tag kommt da irgendein Motorradteil mit der Post, ich frag mich wirklich, wie viele Motorräder er wirklich hat. 😉

 

10. Von was träumt ihr nachts?

roland // Gar nicht mehr! Es ist weniger der „schöne Traum“, es ist mehr das Nachbereiten vom Tag, das, was mich beschäftigt und nicht erledigt wurde.

jan // Wenn ich nachts vom Beruf träume wäre das für mich ein Zeichen, dass es „too much“ ist.

 

11. Zwei Wochen raus und Handy aus: Wäre das ein schöner Gedanke oder würde euch das unruhig machen?

roland // Ja, verabschieden kann man sich schon, aber komplett aus, das wäre gelogen. Ich bin tatsächlich zweimal im Jahr für zwei Wochen weg. Die ersten drei Tage bin ich dann noch voll im Trott. Dann, allmählich, geht die Kommunikation mit der „Mutter“ auf ein Minimum runter.

jan // Handy weg? Kann ich mittlerweile ganz gut, weil ich weiß, dass Roland da ist. Mit meinem Mail-Account ist das anders. Ich bekomme am Tag so 200-300 Emails. Wenn man da ein paar Tage nicht drauf schaut kommt man einfach nicht mehr hinterher. Ich muss es ja irgendwann machen. Egal wo ich bin, am Abend checke ich zumindest die Hälfte meiner Emails. Offline ist der neue Luxus. 😉

 

12. Was habt ihr im Kühlschrank?

jan // Fast gar nichts, weil ich hier im Laden morgens frühstücke. Für mich ist das perfekt. Ich bekomme einen Cappuccino gemacht, ein schönes Franzbrötchen dazu, oder Obstsalat. Abends, nachdem ich mich den ganzen Tag mit Essen beschäftigt habe, finde ich keine Muße dafür, noch weiter mit Essen zu arbeiten. Ich will dann nur noch verwöhnt werden. Deshalb geh ich auch fast jeden Abend essen.

roland // Bei mir ist es genau andersrum. Da ist ja auch Familie. Ich frühstücke zuhause leidenschaftlich gerne Brezel mit Marmelade; ich komme ja aus dem Schwabenland. Ich nehme mir natürlich auch gerne Essen aus dem Laden mit, um auch selber zu wissen, dass es nach wie vor gut schmeckt. Ich esse aber gerne abends mit der Familie zusammen, weil das der einzige Zeitpunkt am Tag ist, an dem alle zusammenkommen.

 

13. Bei allem Sinn für schönes Design und sinnlichen Genuss: Gibt es bei euch auch mal Fisch in Dosen?

jan // Ich wurde das schon mal in Interviews gefragt und das wurde dann ganz anders verstanden als es gemeint war: „Ich habe kein schlechtes Gewissen, nach einem Party-Abend, der nicht mehr ganz so oft vorkommt wie früher, irgendwo an der Imbissbude was zu essen“. Wie nennt man das, „Guilty Pleasure“? Ich habe damit kein Problem. Wenn etwas einfach ist und gute Qualität hat, dann ist das doch toll. Ich muss mich aber auch zügeln. Ich muss hier einfach so viel probieren! Den ganzen Tag wird man in Versuchung gebracht, „Geschmacksmustertests“ stehen an, etwas das aus unserer Bäckerei kommt und probiert werden will. Da muss ich einfach aufpassen.

roland // Was ist schon Junkfood? Ich bin Vegetarier, die Frage ist doch, ob ich da unbedingt den Vegi-Burger vom Fast Food Riesen kaufen muss. Aber Gelüste nach dem „Schnellen“ hat man doch immer mal. Manchmal muss es eben auch fettig und salzig sein, damit man diesen Geschmackssinn auch mal wieder befriedigt hat.

 

14. „Pinterest“, und „Instagram“ lassen uns in den Vergleich treten und spätestens seit dem Hype auf „Dawanda“ hat jeder begriffen, dass selbst DIY nicht mehr einzigartig ist. Wie schafft ihr es, verlässlich gut zu sein und euch immer wieder durch die Auswahl der Produkte abzugrenzen?

jan // Ein wichtiger Punkt ist, dass wir einfach auf Qualität und nicht auf Quantität setzen. Es kommen wöchentlich einige wirtschaftlich verlockende Angebote auf den Tisch, aber wir sind nicht auf Größe aus. Es geht nicht darum, möglichst schnell deutschlandweit ein Filialnetz aufzubauen. Roland und ich setzen uns einfach mehr mit der Qualität auseinander. Es ist uns wichtig, dass die Produkte so frisch wie möglich im Laden stehen. Beispielsweise der Kaffee nicht schon ewig vorher geröstet wurde. Wir haben Mitarbeiterschulungen entwickelt, damit sie die Geschichten unser Produkte verstehen, sie ein Stück weit lieben lernen, um das dann auch kompetent weitergeben zu können

 

15. Wo steht ihr also in 5 Jahren?

jan // Was ich gerade sagte: Es geht um Nachhaltigkeit im eigentlichen Sinn. Wir wollen die nächsten 10 oder 20 Jahre unseren Mitarbeiter das Gehalt pünktlich zahlen. Die Lebensmittelbranche befindet sich im starken Umschwung, zum Beispiel durch den Online-Handel. Wir versuchen uns da für die Zukunft adäquat aufzustellen und am Ende bei unserer Maxime zu bleiben: Qualität. Ein wichtiger und schöner Faktor ist, dass wir eine Chocolaterie und Konditorei eröffnet haben. Wir haben da ganz klein angefangen, verwenden bei den tierischen Rohstoffen mindestens Bio- Qualität, obwohl wir das nicht kommunizieren. Es wird täglich gebacken und wir verwenden keine Fertigmischungen. Auch bei der Chocolaterie praktizieren wir von „bean to bar“, sind also an dem ganzen Herstellungsprozess beteiligt. Wir haben uns sogar die Plantagen vor Ort in Indonesien angesehen, von denen die Kakaobohnen kommen.

Alles wird hier von Hand gemacht. Da steckt einfach viel Ausbau-Potenzial drin — das macht es auch spannend.

 

16. An welchen Punkt eurer Vergangenheit würdet ihr gerne zurückgehen?

roland // Das ist bei mir einfach. Motorradfahren in Indien. Das war einfach mein „Magic Moment“. Ich war 1992 dort. Da würde ich gerne wieder hin, nur diesmal mit dem Wohnmobil. ;-))))

jan // Ich weiss nicht…vielleicht als mein Labrador „Bootsmann“ als Welpe zu mir kam…?

 

17. Die guten alte Doppelkekse: Jeder hat da eine spezielle Art, sie zu essen der eine knabbert den Rand ab, der andere dreht die beiden Kekse auf — wie macht ihr das?

roland // Ich drehe sie natürlich auseinander.

jan // Kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Ich fand die schon als Kind nicht so geil. Bei mir gab es eher Butterkekse. Meine Mutter hat mir die immer mit salziger Butter bestrichen.

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18. Was war die beste Idee in eurem Leben?

jan // Das ich meinen Beruf nicht vom Geld getrieben mache, sondern das, was mir Spaß macht. Man arbeitet meist mehr als acht Stunden, man sieht seine Arbeitskollegen häufiger als die Herzensmenschen. Ich verzichte lieber auf ein paar Taler, mache aber dafür das, was mich erfüllt. Das war für mich die beste Entscheidung.

roland // Auf den Beruf bezogen sicherlich, das machen zu können, was man mit Liebe machen kann. Das hat sicherlich nichts mit Geld zu tun, sondern man holt sich ja die Befriedigung aus dem Erfolg. In meinem Fall war es weg vom 9to5-Job, raus in die Selbständigkeit. Das war, glaube ich, eine gute Entscheidung, um im Leben weiterzukommen.

jan // Roland und ich verdienen hier bei „Mutterland“ deutlich weniger als in unseren Berufen vorher, also kann Geld nicht der Antrieb sein. Natürlich würden wir uns freuen, wenn wir irgendwann auch davon gut leben können. Aber im Augenblick ist es ein Invest und wir machen das ganz klar aus Überzeugung. Der Handel mit Delikatessen ist nicht einfach. Es hat ja auch einen Grund, warum es immer weniger Delikatessen-, Feinkost-, Tante-Emma-Läden gibt. Wir heben nicht den moralischen Zeigefinger, wenn jemand zum Discounter geht. Wir sind einfach eine Alternative. Es ist ja vollkommen klar, dass eine fünfköpfige Familie hier nicht ihren Wochenendeinkauf macht. Man kommt zu uns, um sich zu belohnen oder ein Geschenk zu besorgen.

Wir müssen halt nur verstehen, dass alles ein Kreislauf ist. Wenn ich zum Discounter gehe und nur Konzerne oder Internet-Großhändler unterstütze, dann sollte man sich die Fragen stellen: Bezahlt das Unternehmen seine Steuern in Deutschland? Wird mit den Mitarbeitern menschlich umgegangen? Am Ende bleibt es ein Kreislauf. Manches sollte man einfach mehr hinterfragen. Das ist sicher nicht ganz einfach, aber 60 Cent für eine Schokolade zu zahlen und sich über Kinderversklavung aufregen? In Bangladesch brennen Fabriken ab, aber trotzdem kauft man beim Textil-Discounter? Das geht einfach nicht wirklich zusammen.

 

19. Heute mal richtig faul sein: Wie sieht das aus??

jan // Komatöser Zustand. Das gibt es jetzt häufiger, dass ich mich einfach mal 2-3 Tage ausklinke. Lese, wakeboarde, ins Kino gehe…irgendsowas.

roland // Motorrad fahren oder 95° Grad Sauna.

 

20. Auf einer Skala von 1-10, wie geht es euch heute??

jan // 8

robert // 5 — ah, wir wollten ja mehr über unsere Erfolge sprechen, wir haben jemand eingestellt, dann 7

 

 

…Danke für euer Mitmachen – und dass ihr uns teilhaben lasst.


Quickreport:

1.süss oder salzig? jan // süss, roland // süss

2. morgens oder abends? jan // abends, roland // morgens

3. mehr ist mehr oder weniger ist mehr? jan // weniger ist mehr, roland // weniger ist mehr

4. lieber allein oder am liebsten mit vielen? jan // lieber allein,roland // lieber alleine

5. auto oder fahrrad? jan // hamburg: auto, wegen des wetters! roland // auto

6. sekt oder selters? jan // selters, roland // selters

7. berge oder meer? jan // meer, roland // berge

8. electro oder pop? jan // electro, roland // electro

9. bleistift oder kugelschreiber? jan // kugelschreiber, roland // kugelschreiber

10. rom oder hongkong? jan // wenn, dann rom — in Hongkong spürt man den Weltuntergang, roland  // rom 


found // by cris

jan// Wenn man in St. Georg wohnt, kommt man schwer an dem vorbei, was Jan in den letzten zehn Jahren getan hat. Erst in der „Bar Hamburg“, dann „Lapp & Fao“, das „ Amora“ und jetzt „Mutterland“. Ein Meister des guten Geschmacks, könnte man sagen. Denn er findet und kreiert Dinge, die schön, lecker und nachhaltig sind. Auch wenn er dafür einige Federn lassen musste, wirkt er trotzdem fröhlich und guter Dinge. Leidenschaft als Lebensprogramm scheint doch gut zu tun. Schön zu sehen, dass das Erfolg hat.

roland// Uriger Schöngeist mit handwerklichen Fähigkeiten. Bei Roland wird nicht lange diskutiert, sondern lieber angepackt, das ganze dann eher in ruhiger Gelassenheit als hitzig oder gar cholerisch. „Ha noi —no net hudle“ — ein bisschen schwäbisch halt, aber auf die sympathische Art.

Mutterland — ein liebenswertes Schlaraffenland mit Nachhaltigkeit. Es scheint als hat sich hier auf schöne Art und Weise der Norden mit dem Süden verbündet, um Regionales in die Welt zu tragen — tendaysaweek.

 


 

 


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5 Antworten zu „Jan Schawe & Roland Panitsa “

  1. Avatar von Uwä

    Da bekommt man doch sofort Lust auf Café, mit einem kleinen Leckerbissen.

    1. Avatar von cris

      Das finden wir auch 😉

  2. Avatar von Jan

    Danke Cris, Danke Claudia, das hat wirklich Spaß gemacht. Man merkt bei Euch wirklich: you love what you do!

    1. Avatar von cris

      Danke Euch, schöne Begegnung!

  3. Avatar von Antje

    Ich bin ein grosser Fan von Mutterland, ein sehr interessanter und schöner Artikel.