Alexandra Senger

interview by cris // photo by klaus norris nather // Alex weiss genau, was sie will — denkt bevor sie macht und das mit voller Leidenschaft. Nach fünf Jahren kann man nur staunen. Sie kocht, backt, hat eigene Produkte, die sie verkauft und es ist schön zu sehen, dass sie Erfolg damit hat…

alexandra senger/tendaysaweek

1. „ We love what we do“ ist die Überschrift unseres blogs – und wir sprechen Menschen an, bei denen wir das mit dem Blick von außen so sehen. Erzähl uns, was den Reiz und die Liebe ausmacht, die dich jeden Morgen zur Arbeit trägt?

Es ist diese erste halbe Stunde, in der noch gar niemand da ist, außer mir. Da ist es erstmal ganz still und niemand will etwas, noch kein Zeitdruck – wunderbar. Ich lege ab, schalte die Kaffeemaschine ein, dann laufe ich durchs Café und mache mir ein Bild, was vorbereitet werden muss. Ich suche mir Musik aus und fange an.

2. Was hat den Entschluss bei dir ausgelöst, ausgerechnet diesen Weg einzuschlagen und das zu tun, was du jetzt machst?

Ich hatte nie eine Berufung, bin immer eher ziellos umhergetrieben und habe mein Leben mit gut bezahlten Jobs passieren lassen. Unterschiedliche Assistenzen, Stewardess, abgebrochenes Studium. Dann wurde ich schwanger und hatte das Gefühl, dass ich jetzt mal was durchhalten muss. Ich habe mich gefragt, welcher von meinen unzähligen Jobs eigentlich der tollste war und kam zu dem Schluss, dass das meine Nachmittags-Schichten im Obst & Gemüse in Berlin-Mitte in den 90ern waren. Alle Freunde kamen zu Besuch und man hat flirtend nebenbei ein bisschen was weggearbeitet und allerspätestens um 17 Uhr wieder den ersten Campari-Soda getrunken. Eine wilde Zeit. Und sehr weit entfernt vom Jetzt-Zustand als Café-Besitzerin.

3. Wie würdest du für dich beschreiben, was du hier anbietest?  Was macht diesen Ort zu einem Besonderen — für dich und die, für die du arbeitest?

Ich biete eine kleine Auswahl an feinen, sehr köstlichen Dingen in angenehmer Atmosphäre. Eine Art Kurz-Urlaub für Leib und Seele. Ein lieber Stammkunde sagte mal, seine Mittagspause bei mir sei für ihn wie ein Kurz-Aufenthalt im Sanatorium.

4. Was tust du dafür, dir deine Euphorie bei der Arbeit/Tun zu halten?? Was ist dir dabei wichtig??

Es gibt da diesen Moment, wenn ein fertig gekochtes Rezept, an dem ich herum getüftelt habe, funktioniert hat. Dieser Wow-Effekt, wenn eine Speise einfach perfekt abgeschmeckt ist und der Geschmack im Mund aufgeht. Und natürlich die Anerkennung durch die Reaktion meiner Gäste, wenn ich merke, es geht ihnen genau so.

5. Wie hast du den richtigen Ort für deine neue Betätigung gefunden?

Ich habe einfach sehr lange gesucht, etwa ein Jahr. Auf allen gängigen Verteilern. Eines Tages stand ich vor dem Lädchen in der Weidenallee und dachte: Hallo Kleines!

6. Was war die beste Idee in deinem Leben?

Meine Tochter Greta.

7. Heute mal richtig faul sein – was fällt dir spontan dazu ein??

Sehr lange nicht aufstehen, Kaffee im Bett. Ich suche mir hübsche, möglichst unfunktionale Kleidung (hohe Schuhe) aus, denn heute werde ich viel Zeit sitzend oder liegend verbringen, nicht stehend oder laufend. Gern z. B. Kino am Nachmittag. Und dann natürlich möglichst viele Dinge verzehren, die ich nicht selbst gemacht habe.

8. Was ist der größte Kompromiss zwischen Geldverdienen und Selbstverwirklichung?

Eine 60-Stunden-Woche.

9. Bei einer Skala von 1-10 wie geht es dir heute??

7, heute ist einer dieser faulen Tage.


Quickreport:

1.süss oder salzig? salzig

2. morgens oder abends? ich liebe den morgen

3. mehr ist mehr oder weniger ist mehr? weniger ist mehr

4. lieber allein oder am liebsten mit vielen? kommt auf die vielen an

5. auto oder fahrrad? fahrrad

6. sekt oder selters? crémant!

7. berge oder meer? berge

8. electro oder pop? beides

9. bleistift oder kugelschreiber? kugelschreiber

10. rom oder hongkong? rom

… Danke für dein mitmachen- und dass du uns teilhaben lässt.


found by // cris

Als Alex mir erzählt hat, dass sie ein Café eröffnen will, habe ich das erstmal nur belächelt — bis dahin wusste ich noch nicht mal das Alex überhaupt kochen kann. Das ist einfach der Klassiker – zu oft hab ich das schon gehört und bei eben fast allen ist es bei diesem Satz dann auch geblieben.

Alex hat gemacht – und schon bei meinem ersten Besuch im „Hallo Kleines“ war mir klar, das ist einfach ihr Ding. Sie weiss genau, was sie will, denkt bevor sie macht und das mit voller Leidenschaft. Ein hoher Anspruch, der viel Zeit und Energie kostet —und oft ist abends eher Sofa angesagt, als mit mir tanzen zu gehen. Nach fünf Jahren kann man nur staunen. Sie kocht, backt, hat eigene Produkte, die sie verkauft und es ist schön zu sehen, dass sie Erfolg damit hat. Auch wenn ich weiß, dass es ihr oft Kopfschmerz macht, liebe ich es, sie zu Feierabend zu besuchen und mit ihr das wohlverdiente „Putzbier“ zu geniessen…“Hallo (mein) Kleines“

tendaysaweek 😉

 


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