AUSSTELLUNG LADYFLASH

text by // hanna rompf // Flash. In der Tat— diese geballte weibliche Kraft, mit der sich der Besucher der Ausstellung „Ladyflash“ konfrontiert sieht. Denn die Porträts von Katja Ruge haben eine Intensität, dass es einen tatsächlich durchzucken könnte, als habe ein Blitz eingeschlagen.

Dabei hat der Titel „Ladyflash“ eigentlich einen ganz banalen Hintergrund: „Ich fand das Wort Lady geil. Mein erstes Pferd hieß Lady.“

So stark und präsent die Fotos in der Gesamtheit wirken, so unterschiedlich präsentieren sie sich beim näheren Hinsehen. Dabei legt sich Katja Ruge nicht auf einen Stil fest, jedes Porträt ist einzigartig. Da strahlen manche Bilder Weiblichkeit und Sanftheit aus, während andere mit der Erwartungshaltung des Betrachters spielen oder sogar provozieren. Überraschend schlicht und mädchenhaft ist z.B. das Porträt von Björk. Gewohnt verspielt wird Beth Ditto zur Schau gestellt, im Telefonhörer-Kleid, flankiert von Orchideen. Erschreckend und zugleich ästhetisch wirkt Teri Gender Bender in mexikanischer Manier als Totenkopf geschminkt. Katjas Fotos sind einfach von einer enormen Ausstrahlung, weil sie interessiert an Menschen ist und das Talent hat, ihre individuelle Persönlichkeit fotografisch festzuhalten.

Die Musik war schon immer ein Begleiter. Dabei wurde sie ihr nicht in die Wiege gelegt, der Vater war Feinkosthändler, ihre Eltern hatten ein Obst- und Gemüsegeschäft in einem Dorf in Schleswig-Holstein. Aber schon als Kind war sie ständig von Musik umgeben, nahm auf, gestaltete Cover. Als Teenager ging sie ständig auf Konzerte und finanzierte das mit Arbeiten auf dem Wochenmarkt. Bei einer Fotoagentur arbeitete sie erst einmal als Fotolaborantin, der Beruf, den sie gelernt hat. Ihr musikaffiner Chef bat sie, zu den Konzerten doch mal eine Kamera mitzunehmen und so kam eins zum anderen.

Die Fotographie mit Musik zu verbinden, ist seitdem typisch für Katja. Für „Groove“ fotografierte sie Synthesizer vor poppig-bunten Hintergründen, denn  Technik ist ihre Passion: „Ich singe nicht unter der Dusche. Ich hab’s eher mit den Maschinen.“ Noch typischer: Daraus gleich eine Partyreihe im „Golem“ zu entwickeln. „Kann denn Liebe Synthie sein“ ist das musikalische Programm zu den Fotos. Gleichzeitig wandern sie seit einer erfolgreichen Ausstellung in Graz um die Welt und sind demnächst auch bei dem Amsterdam Dance Event dabei. 

Anders als viele DJs trauert sie dem Vinyl nicht hinterher, sie legt lieber digital auf: „Ich bin null nostalgisch. Da weigere ich mich.“ Katja kennt die Musikszene. Dementsprechend besonders ist ihr Blick auf die Musikerinnen und unterschiedlich die Art, wie sie ihre Porträts inszeniert. Das merkt man an ihren Fotos, obwohl das Thema Frau sich eher zufällig ergeben hat. „Ich finde es spannend, Menschen zu fotografieren und ich habe einfach in den letzten Jahren so viele tolle Frauen fotografiert.“ Daraus entstand der Gedanke, diese Bilder alle mal zu zeigen. Im Archiv gekramt, fand sich genug Material, um daraus eine Ausstellung zu machen. Schließlich fotografiert Katja schon seit 25 Jahren Musiker aus aller Welt. Interessant auch, dass alle Bilder das gleiche Format haben. Keiner wird bevorzugt, sie wollte sich bewusst nicht auf jemanden festlegen. Und so repräsentiert die Schau den Facettenreichtum mehrerer Jahrzehnte weiblicher Musikgeschichte.

Noch bis zum 26.10. kann man sich in der „kulturreich“ Galerie Katjas Porträts von Musikerinnen anschauen. 

we love it — tendaysaweek


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