Susanne Petzoldt

interview by carsten kukla /Susanne ist nicht die übliche „oh das steht ihnen aber gut“ Schuhverkäuferin – da kommt auch mal ein, „nein das geht nicht“, aber da ist kein Stück im Laden wo sie nicht weiss wo es herkommt oder wie und welches Material verarbeite wurde…


„Genau dafür soll SOPHIE THE CAT stehen, positive Emotionen in Form von schönen Dingen, die einen wunderbar und über Jahre begleiten.“


 

Wenn Susanne heute in ihrem Laden im Hamburger Karoviertel in St. Pauli steht und eine Kundin beim Kauf eines handwerklich hochwertig hergestellten Paars Schuhe berät oder eine edle Ledertasche vorführt, dann ist sie sicher: Dieses Geschäft zu eröffnen war absolut richtig. Auch wenn der Weg erst über Umwege ins Karoviertel geführt hat. Manchmal merkt man aber eben erst, wenn man schon unterwegs ist, dass die Strecke zum Ziel kleinere Kurskorrekturen benötigt. Aber davon später mehr …

Der Schritt in die Selbständigkeit ist Susanne nicht leichtgefallen. Obwohl sie schon immer davon geträumt hat, einen eigenen Laden zu führen, in dem sie nur Dinge verkauft, die sie liebt, war ihr Sicherheit immer sehr wichtig. Und die hatte sie: Susanne hat eine erfolgreiche Karriere bei einem Telekommunikations-Unternehmen hinter sich. Sie mochte ihre Arbeit, ihre Kollegen und natürlich das feste Einkommen. „Bis zur Rente hätte ich dort bleiben können“, sagt sie, „doch immer wieder juckte es mich in den Fingern, die Selbständigkeit zu wagen.“

Als dann 2011 das Schicksal mit dem Schuhanzieher winkte, fiel die Entscheidung.

Susanne nahm eine angebotene Abfindung an und verließ das Unternehmen. Sie machte mit ihrem Mann einen Kurztrip nach Berlin und kam ins Träumen: Was wäre, wenn …? „Bei schönstem Wetter mit sommerlichen Temperaturen und diversen Drinks entstand die Idee zu ‘SOPHIE THE CAT’, damals noch namenlos. Selten war ich so beflügelt, so fest überzeugt davon, das Richtige zu tun. Zwei Tage später machte ich Nägel mit Köpfen.“

Dann begann der übliche Irrlauf durch den Behörden-Wald: Meldung bei der Agentur für Arbeit, Teilnahme an einem Existenzgründerkurs und erstellen eines Business-Plans. Aber das waren alles Formalitäten. Viel spannender waren ganz andere Fragen: Wie musste ein Schuhladen aussehen, den Susanne führen wollte? Kurzerhand streute sie diese Frage in ihrem Freundeskreis und holte sich Anregungen.

„Wo soll der Standort sein? Wie soll das Baby heißen? Welche Marken sollen ins Portfolio? Via Facebook forderte ich meine Freunde auf, Ideen und Wünsche an einen Schuhladen zu äußern. So wünschte sich mein Schwager zum Beispiel die Marke ‘Zeha Berlin’, diese wundervollen Leder-Sneaker, die so ziemlich jeden „Ossi“ an Kindheitstage erinnern. Das waren in der DDR die totalen Statussymbole – tolle Schuhe von einem tollen Macher und Menschen, Alexander Barré!“

Und dann die Frage: ‚Was für Kunden wünsche ich mir?’

„Bei der Überlegung, wie und wer mein Traumkunde ist, kam mir immer wieder der englischsprachige Begriff „sophisticated“ in den Sinn: kultiviert, weltoffen, anspruchsvoll. ‘SOPHIE THE CAT’ – ein Wortspiel.“

Und das war es, was dieser besondere Schuhladen dann auch sein sollte: weltgewandt mit einem Blick für besondere Qualität und individuelles Design.

„Von vornherein war klar, dass kein Made-In-China Mist im Laden stehen sollte, keine Massenware, sondern möglichst handgemachte Stücke aus Europa, fair produziert in Traditionsbetrieben, pflanzlich gegerbt, hoch qualitativ und langlebig.“

Als Susanne den richtigen Ort suchte, um aus einem Traum Wirklichkeit werden zu lassen, war sie zunächst sofort vom Hansaplatz in St. Georg geflashed: „Mein erster Eindruck war: WOW! Der wunderschöne Brunnen, die herrschaftlichen Altbauten, die große Fläche mit altem Baumbestand. Ein ästhetischer Traum…“ Der magische Ort war gefunden. Jetzt musste er mit Leben gefüllt werden.

Susanne war im siebten Schuh-Himmel als es ihr gelang, den Zuschlag für den Verkauf von Lieblings-Marken wie ‘Pantanetti’, ‘Chie Mihara‘ und ‘Zeha Berlin’ zu bekommen. Man lernt nämlich nie aus: Sie erfuhr, dass es einen Gebietsschutz für Marken gibt; Verkauft ein anderer Händler in der Nähe eine Marke, darf sie diese Marke leider nicht im Sortiment haben. Aber Susanne lebt für ihre Idee und lässt sich so leicht nicht abwimmeln – und dann bringt Leidenschaft eben Schritt für Schritt voran. „Dass mein Ansprechpartner bei ‘Pantanetti’ einem Platzhirschen abgesagt hat, weil er mir bereits eine Zusage erteilt hatte, werde ich ihm nie vergessen.“

Als der Laden dann am 01.06.2012 eröffnet hatte, gab es schon mal etwas skurrilen Besuch: „Zehn Tage nach der Eröffnung kam dann auch prompt ein – auf den ersten Blick als solcher erkennbarer – Zuhälter mit seinen zwei stiernackigen Aufpassern ins Geschäft. Ich saß hinter meiner Theke wie ein kleines Kind und musste erst mal schlucken. Der Typ ging zielstrebig zur teuersten Tasche, roch dran, fragte: „Ächte Leder?“, stellte sie wieder zurück… und ging wieder raus. Puh! 10 Minuten später kam ein Polizist des Weges, den ich noch etwas atemlos, über meinen Besuch informierte. Schönes Gespräch: „Wie lange sind sie jetzt hier?“ „10 Tage.“  Da lachte er und meinte „ Gute Frau, die waren nicht zum letzten Mal da. Sie brauchen ne Kamera.“ Die waren übrigens nie wieder da.“

Entsprechend war dieser Besuch auch nicht der Grund für die nächste große Entscheidung, die Susanne 3 Jahre nach der Eröffnung fällte: Der Hansaplatz erwies sich als schwierig für ein Einzelhandelsgeschäft wie ihres. So sehr sie den Ort und das Leben in St. Georg auch liebt, für ‘SOPHIE THE CAT’ fehlte es einfach an Laufkundschaft. Den Laden wieder aufzugeben war aber zu keiner Zeit eine Option. Und so wuchs die Idee eines Ortswechsels Schritt für Schritt; Susanne beschloss, in einem Viertel präsent zu werden, dass schon länger von Boutiquen für besondere Mode und Accessoires geprägt wird und zog zum 01.11.2015 mit ‘SOPHIE THE CAT’ in die Marktstraße 15 im Karoviertel um. Der berufliche Abschied von St. Georg ist Susanne nicht leicht gefallen, schließlich sind in der Zeit am Hansaplatz viele neue Kontakte und Freundschaften entstanden. Die Erfüllung eines Lebenstraums braucht eben manchmal ein paar kleine Kursänderungen, wenn sie gelingen soll – und jetzt trifft Susanne die neuen Freunde eben privat auf der Straße, wenn sie mit ihrem Hund unterwegs ist.

Susanne hat ihre Entscheidung, die Festanstellung zu verlassen und sich auf die eigenen, gut beschuhten Füße zu stellen, nie bereut.

„Wenn ich, wie kürzlich, für ein paar Tage weg bin, vermisse ich das Ganze. Ich bin an diesem Ort sehr gut aufgenommen worden und habe tolle Menschen kennengelernt. Ich habe treue Kunden, sowohl aus Hamburg als auch aus anderen Orten. Sternstunden sind für mich, wenn mich Leute anstrahlen und sagen “Wir waren schon mal hier und haben diese super Schuhe oder Tasche gekauft, erinnern Sie sich?“ In den meisten Fällen erinnere ich mich tatsächlich! Wir hatten wunderbare Abende mit einem Glas Wein, überhaupt erinnert der Laden oftmals an eine verkappte Kneipe… „das ist doch der Laden, wo die immer davor sitzen und Wein trinken.“ Ich mag das genau so, jeder fühlt sich wohl, und ich liebe Begegnungen mit interessanten Menschen.“

 


 

Quickreport:

1.süss oder salzig? salzig

2. morgens oder abends? abends

3. mehr ist mehr oder weniger ist mehr? weniger ist mehr

4. lieber allein oder am liebsten mit vielen? mit vielen

5. auto oder fahrrad? auto

6. sekt oder selters? sekt

7. berge oder meer? meer

8. electro oder pop? pop

9. bleistift oder kugelschreiber? kugelschreiber

10. rom oder hongkong? rom

 

…Danke für dein Mitmachen- und dass du uns teilhaben lässt.

 


found // by cris

susanne // Ich liebe Schuhe – aber da ich eine Frau bin, ist das ja nichts Neues. Ich liebe aber aber nicht nur irgendwelche Schuhe und brauche zu jedem Outfit das passende Paar—ich habe (wenn es irgendwie geht) den Anspruch an Nachhaltigkeit. Ich möchte keinen Mist kaufen, ein gutes Paar Schuhe kann verdammt lange halten und dafür bin ich auch bereit mehr Geld auszugeben.

Ich habe von Susannes Laden über eine Freundin gehört- und natürlich war ich, wie die meisten total überrascht, dass sich jemand mit solch einem Sortiment am Hansaplatz nieder lässt.

Schon beim Erstkontakt bin ich schwach geworden- wobei ich Susanne erst beim zweiten Paar kennengelernt habe…

Irgendwie war in 5 min. klar man mag sich- und zu guter Letzt endete der Schuhkauf mit einem Glas Weisswein vor dem Laden mit Blick auf den Hansaplatz – wie schön.

Susanne ist nicht die übliche „oh das steht ihnen aber gut“ Verkäuferin – da kommt auch mal ein, „nein das geht nicht“, aber da ist kein Stück im Laden wo sie nicht weiss wo es herkommt oder wie und welches Material verarbeite wurde. Ich mag das, ich mag Menschen die wissen was sie tun und sich sich dafür entschieden haben „nur so und nicht anders“…tendaysaweek 😉

 


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